Review
von Con Trai
Die alte Mär vom ausgestiegenen Ex-Militär, Ex-Agenten, Ex-Fixer, Ex-Irgendwas, der eigentlich nur seine Ruhe und seinen Frieden haben will, durch unliebsame Umstände, sei es privater und/oder beruflicher Natur wieder in ebenso unliebsame Gefilde gezogen wird und noch einmal neu ran und aufräumen will bzw. muss; zuletzt in einer Häufung derlei Filme, die auch schon durch den Titel auffallen und die Handwerkskammer, die Landwirtschaftskammer, oder andere Verbände und Innungen mit einer positiven Werbung von guten alten Fähigkeiten erfreut. The Painter, der Nachfolger vom The Beekeeper, The Bricklayer, The Engineer und The Baker – The Goldsmith ging in eine andere Richtung und ein anderes Genre – dabei als das Werk eines ehemaligen Stuntkoordinators, von Kimani Ray Smith, was neugierig machen kann oder nicht, und als im Vertrieb von Paramount (Global Content Distribution), was ebenso gutes verheißen kann oder nicht. Viele Fragezeichen, die es Interesse überhaupt vorausgesetzt, zu klären gilt: Vor etwa zwei Jahrzehnten ist der damalige CIA-Agent Peter Barrett [ Charlie Weber ] nach einem traumatischen Zwischenfall aus der 'Firma' ausgestiegen und hat sich nach Oregon zurückgezogen, wo er unter dem Namen Mark Nicholson mehr oder minder alleine vor sich hin lebt und eigentlich und dies auch nur wenigen Kontakt zur Barbesitzerin Lucy [ Leah Gibson ] und dem Computerspezialisten Niles [ Jason Gray-Stanford ] hat. Eines Tages steht die junge Sophia [ Madison Bailey ] vor ihm, die behauptet, die Tochter der ebenfalls als CIA-Agentin tätigen Elena Maran [ Rryla McIntosh ] und damit auch seine Tochter zu sein; Elena war Peters große Liebe und ist es im Grunde immer noch. Sophia, die ihre kürzlich verschwundene Mutter sucht, bittet ihren womöglichen Vater um Hilfe; dieser sagt erst zu, als eine Spezialeinheit, beauftragt von Section Chief Naomi Piasecki [ Marie Avgeropoulos ] sein Haus zu stürmen versucht. Er wendet sich an seinen einzigen Vertrauten, seinen Mentor und Ersatzvater Henry Byrne [ Jon Voight ]. Von der Besetzung her semiprominent, in der Hauptrolle immerhin jemand, der bislang nicht mit dem Bereich Action (oder überhaupt) aufgefallen ist, der überraschen kann, der ungewöhnlich als Wahl dafür ist, der auch nicht unbedingt die Massen anlockt oder die Klientel selber in Aufmerksamkeit versetzt. In der Inszenierung versucht man von Beginn an die Details hervorzuheben und eine spezielle Situation zu schaffen, schon am ersten Schauplatz und beim ersten Gespräch, mit dem (Ersatz)Vater in einem abendlichen Diner, die Beleuchtung ist etwas auffällig, die Umgebung wird exaltiert in Szene gesetzt, in Details getrennt. Dass dann schon die ersten Rückblenden und Erklärungen einer Vorgeschichte erscheinen, lässt nicht gerade Freude aufkommen, ein 'billiges', im Grunde auch unnötiges Prozedere, die Fähigkeiten seiner Hauptperson und seine Herkunft und die Zusammenhänge auf schnellen Wege zu erläutern; Gespräche, die man auf diese Art und Weise auch nicht miteinander, sondern bloß zur Information des Zuschauers führt. Immerhin gibt es auch ein Briefing, die erste Mission (Impossible) steht an, dann ein Zeitsprung, 17 Jahre später. Die Operation war eine Katastrophe, sie wurde auch so gefilmt, ein Messerkampf mit den Truppen des KGB in einem Parkhaus, viele Schnitte, viele Bewegungen der Kamera, selten mal längere Einstellungen und selbst da selten mit Effekt. Der Ruhestand demnach verdient, zumal man selber verletzt wurde und etwas verloren hat, wofür sich das Leben und auch die Ausübung des Berufes, der Dienst für die Sicherheit der eigenen Existenz und dem vor allem des Vaterlandes gelohnt hat. Frust und Wut und Aggressionen bleiben noch über, eine weiße große Leinwand wird damit gefüllt. Zwischen Virginia und Oregon spielt das weitere Geschehen, eine (selbst für das Genre) eher absurde Geschichte, die nicht wirklich Begeisterung auslöst, weiterführende Empathie ist eigentlich auch Mangelware, Suspension of Disbelief ist nötig, mehr als üblich. Am Schnee kann man sich erfreuen, es sind die Wintertage eingekehrt, das Weiß auch in den Landschaften, die Aufnahmen vom Frost verziert. (Gedreht wurde im letzten Quartal 2022 bei Vancouver.) Die Handlung lässt sich langsam an, Kleinstadtleben, eine neue Identität, eine neue Umgebung mit neuen Personen, die schablonenhaft vorgestellt werden und wo die Interaktion aufgrund einer fortgeschrittenen Verweigerungshaltung nicht gerade Funken schlägt. Die Regie wirkt zuweilen einfältig, Hinweise werden sehr offenkundig gesetzt, die Rückblenden bleiben unnötig, es werden gar Tipps bezüglich einer fortschreitenden Vergesslichkeit des Publikums gesetzt, möglicherweise vertraut man der eigenen Aufmerksamkeitsspanne nicht. Die Hörempfindlichkeit des Protagonisten ist ein überaus unsinniges Gimmick ohne Bewandtnis für den weiteren Fortgang, er hört Schritte auf der Holzveranda vor der Tür oder ein Postauto, das wegfährt, das sind nicht gerade bahnbrechende Superkräfte, damit imponiert man nicht. Der Angriff einer gesichtslosen Söldnereinheit in voller Montur auf das (sehr unaufgeräumte) Holzhäuschen des Einsiedlers bringt zumindest für den Moment etwas Tempo rein, die Bluteffekte aus dem Computer, die Geschosse natürlich ebenso, es wird ein bisschen Radau in der Malerstube gemacht und sich auch in den Nahkampf gewagt, da kommt mehr der Stuntman zum Einsatz als der überhaupt blass wirkende Weber, älter aussehend auch als er tatsächlich ist, das machen vielleicht die vielen Karohemden. Zu seiner Ehrenrettung sei gesagt, die anderen Darsteller (abgesehen einzig von Luisa d'Oliveira als Special Agent Kim, der direkten Assistentin vom Section Chief) sind nicht wirklich besser, nicht überzeugend in ihrem Handeln, Voight alleine spielt das solide runter, das Drehbuch vereint ganze sechs Aspiranten, darunter die Dame vom Catering (?), dem Kameramann und den Koloristen (?), den Editor und zwei Produzenten, entsprechend wirkt das auch, auf jede gute Idee kommen sechs schlechte. Eine Schießerei im lokalen Computerladen, ein Kidnapping trotz Gegenwehr und die Stürmung einer Black Site im längeren Finale als die weiteren Zutaten für den Trailer, wirklich hoch budgetiert ist das Ganze nicht, kein Household-Name, kein Banderas oder Rhys Davis, die sich angeboten hätten, und vielleicht etwas Zunder geschürt. Durch die ganzen gezwungen wirkenden und gleichzeitig konventionellen Beigaben strapaziert der Film recht das Nervenkostüm, es ist bestenfalls Malen nach Zahlen, schlechterdings einfach nur ein höchst albernes Fantasiegespinst.
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